Er ist ein richtiger
Glücksfall, dieser Landgasthof Rössle in Hertingen, der
seit 176 Jahren existiert. Hertingen ist ein Ortsteil von Bad Bellingen
und Hebelfreunden durchaus ein Begriff. Der 20-jährige examinierte
Theologe wirkte dort ab 1780 drei Jahre als Hauslehrer und Pfarrhelfer.
«O wie glücklich sass ich einst in Hertingen...»,
erinnerte sich Johann Peter Hebel später an diese Zeit. Heutzutage
zieht es vor allem Geniesser nach Hertingen, und zwar ins «Rössle»,
wo eine badisch-bodenständige Küche aufgetischt wird.
Zum Genuss gehört
aber auch die Vorfreude, die im Fall «Rössle» ruhig
appetitsteigernd sein darf. Da trifft es sich gut, dass nur etwa drei
Kilometer entfernt die Bad Bellinger Balinea-Therme zum Baden und
Saunieren einlädt. Was gibt es an einem grau-kalten Tag Schöneres,
als sich in die wohlige Wärme eines Thermentempels zu begeben,
jedweden Stress im Kleiderspind abzugeben und in naturbelassenem,
mineralhaltigem Thermalwasser das Bestmögliche für Körper,
Geist und Seele zu tun? «Hier bin ich in meinem Element»,
heisst deshalb das Thermen-Motto nicht zu Unrecht.
Zwischen 36 und
40,4 Grad Celsius warm sind die drei Quellen, die das Innen- und die
beiden Aussenbecken speisen. Massagedüsen, Luftsprudelliegen,
Bodensprudler und eine Heisswassergrotte mit Wasserspeier gehören
ebenso zum Badevergnügen wie der dampfende Strömungskanal
mit seinem ewig kreisenden Sog, der einen gar nicht wieder loslassen
will.
Doch es lockt
auch die Saunalandschaft, die auf 600 Quadratmetern unterschiedlich
temperierte Innen- und Aussenkabinen bietet, dazu grosszügige
Abkühlzonen mit Duschgalerie, Dampfbad und Ruhebereich samt Wintergarten.
Eine besondere Spezialität ist der Feuertopf, ein kreisrundes
Heisswasserbecken, das die hüllenlos Badenden in sanftmütig
vor sich hin dämmernde Wesen verwandelt.
|
Diese friedliche
Selbstvergessenheit kann nur ein einziges Bedürfnis stören:
Hunger! Und wenn die Leibesmitte nach ihrem Recht verlangt, dann hilft
nur eines: raus aus dem Wasser, Abtrocknen, Anziehen, rein ins Auto
und nichts wie rüber nach Hertingen, wo wenig später auch
schon das messingfarbene Rössle im Wirtshausschild wie eine Verheissung
aufschimmert.
Seit 1994 wirten
Thomas und Cornelia Engler in der winzigen Gaststube des denkmalgeschützten
Hauses. Der gelernte Koch und seine Frau, ebenso gelernte Köchin
und Hotelfachfrau, die aus Beatenberg im Berner Oberland stammt, haben
aus dem traditionsreichen Haus ein kulinarisches Kleinod gemacht.
Riemenboden, Holztäfelungen, Kachelofen und rot-weiss gedeckte
Tische bilden das urgemütliche Ambiente dazu.
Fasswein aus Efringen,
Blansingen oder Schliengen wird stilecht im geraden Markgräfler
Glas serviert. Zur Vesper gibts Räucherspeck, Schäufele,
Ochsenmaul-, Wurst- oder Kuttelsalat. Eine hausgemachte Flädlesuppe
als Vorspeise ist nicht verkehrt. Berühmt ist das «Rössle»
für seine diversen Schnitzel- und Steakgerichte (zwischen 10 und 15
Euro), allen voran das «Füürwehrsteak» mit Pfeffersauce;
nicht minder berühmt ist es für die zwölf Rösti-Varianten.
Kinder sitzen auf Hochstühlen und können aus einer eigenen
Karte auswählen. Zum Dessert werden Eisspezialitäten und
hausgemachte Kuchen angeboten, der Bergkäse kommt aus der Schweiz.
Auch heimische Edelbrände in einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis.
Nicht zuletzt deswegen möchte man mit Hebel sagen: «O wie
glücklich sass ich einst in Hertingen...»
|